RHZ 1999

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 17.05.1999

Boppard-City mausert sich am südlichen Rande

Mit Freibier feierten Offizielle, Bürger und Touristen am Samstag die verlängerte Fußgängerzone und den gründlich aufpolierten historischen “Balz”

Boppards Fußgängerzone ist länger geworden, der historische “Balz” wird noch malerischer. Kurzum: Die Süd-City mausert sich. Und das rechtzeitig vor dem Rheinland-Pfalz-Tag. Grund für die Stadt, ein Faß aufzumachen. Bürger und Touristen genossen den Samstag mit Freibier.

Von Wolfgang Wendling

BOPPARD. Es ist noch gar nicht lange her, da führten die Geschäftsleute in Boppards südlicher City ein Schattendasein. Die klassische Flanier- und Einkaufsmeile endete vor ihrer Haustür. Auf dem Weg zur Fähre oder zum Marktplatz rollten jede Menge Autos an den Geschäften vorbei. Das hat sich geändert, seitdem die Fußgängerzone bis zur Pützgasse ausgeweitet und der Verkehr aus der Süd-City verbannt ist. Dazu meldete jetzt die Stadt auf charmante Weise Vollzug. Der Hauptsponsor des Rheinland-Pfalz-Tages ließ fünf Faß Pils springen. Die Stadt ließ einschenken. Und die “Freibiergesichter” bekamen glänzende Augen.

Vor fast genau einem Jahr wurde die Idee geboren, die Fußgängerzone zu erweitern und den “Balz” gründlich aufzupolieren – verkehrsberuhigt, versteht sich. Das wenige Minuten entfernte Parkdeck mit seinen 216 kostenlosen Plätzen macht’s für den City-Rand eben möglich. Bürgermeister Dr. Walter Bersch, der Stadtrat und die Südcity-Geschäftsleute zogen an einem Strang. Ein Bonner Planungsbüro erarbeitete das neue Verkehrskonzept, die Bezirksregierung ließ sich nicht lumpen und und bewilligte in Windeseile 753 000 Mark aus Sanierungsmitteln des Bundes und des Landes.

Alles ging rasch voran. Allein die Neugestaltung des Balzes und der Pützgasse ist noch unvollendet. Damit auch dies in den nächsten vier Wochen bis zum Rheinland-Pfalz-Tag reibungslos über die Bühne geht, waren die Pflasterer sogar am Samstag bei der Arbeit. Die Stadt hat den Grundstein für den Aufschwung in Boppards südlicher Kernstadt gelegt, jetzt sind die Geschäftsleute am Zuge, sagte Bürgermeister Dr. Walter Bersch und wünschte ein gutes Gelingen. Die Verlängerung der Fußgängerzone und die Attraktivitätssteigerung des Stadtbildes bezeichnete der Bürgermeister als enorm wichtig – natürlich für Boppard selbst, aber auch für das gesamte Mittelrhein-Tal. “Wer soll denn sonst zwischen Bingen und Koblenz nach vorne gehen, wenn nicht Boppard?” Berschs rhetorische Frage mündete in die Erkenntnis, daß Boppards Vorreiterrolle am klassischen Mittelrhein historisch bedingt ist. Schon der Trierer Kurfürst Balduin habe die große Bedeutung der einst freien Reichsstadt erkannt.

Ortsvorsteher Dr. Jürgen Mohr hob hervor, daß die Verlängerung der Fußgängerzone unter großem Konsens der Kommunalpolitiker vonstatten ging – ganz anders als vor zehn Jahren, als die Fußgängerzone geschaffen wurde. Daher sei es sehr schnell gegangen, diesen dritten Abschnitt auszubauen. “Jetzt geht es darum, die Fußgängerzone mit Leben zu füllen”, sagte Dr. Mohr.

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 05.06.1999

Ein Mega-Fest von Land und Leuten

Vom 18. bis 20. Juni richtet Boppard den 16. Rheinland-Pfalz-Tag aus – TV-Diskussion über Mittelrhein bereits am 17. Juni

Das Mittelrheintal wird am dritten Juni-Wochenende zur rheinland-pfälzischen “Hauptstadtregion”. Das Land trifft sich in Boppard am Rhein – zur 16. Ausgabe des Rheinland-Pfalz-Tages.

BOPPARD/MAINZ.Das große “Fest von Land und Leuten” steht wieder vor der Tür. Vom 18. bis 20. Juni richten sich diesmal die Augen der Landeskinder auf die Römerstadt Boppard am Mittelrhein, wo sich rund 500 Organisationen aus ganz Rheinland-Pfalz präsentieren wollen.

1984 wurde das erste Landesfest in Koblenz gefeiert. Waren es am Anfang Zehntausende, so zählten die Rheinland-Pfalz-Tage der vergangenen Jahre schon mal bis zu 150 000 Besucher. Inzwischen ist aus dem eintägigen Fest eine dreieinhalbtägige Mega-Veranstaltung geworden – mit sage und schreibe rund 300 Stunden Programm!

Auf elf Festival-Bühnen wollen mehr als 80 Bands, Musikgruppen und Sänger auftreten. Beim Landesfest präsentieren sich allerdings nicht nur die Landkreise, die Hilfsorganisationen, die Streitkräfte, die Medien im Lande sowie viele andere Vereine und Verbände. Auch das gesamte Mittelrheintal möchte sich den Gästen vorstellen. Immerhin bewirbt sich diese Region mit Unterstützung der Regierung um die Aufnahme in die Liste “UNESCO-Welterbe”.

Um die Zukunft des Mittelrheins geht’s auch bei einer Ausgabe der Südwest-RP-Sendung “Ländersache Streit”, die in Zusammenarbeit mit unserer Zeitung am Vorabend des Rheinland-Pfalz-Tages (Donnerstag, 17. Juni) live vom Bopparder Marktplatz gesendet wird (mehr Details zum Programm: siehe Kasten).

Das Land finanziert das Fest mit rund 800 000 Mark. Wenn sämtliche ehrenamtlich geleistete Arbeit bezahlt werden müßte, würde das Fest drei Millionen Mark kosten, sagte Beck. Die Helfer vor Ort leisteten etwa 120 000 Einsatzstunden, berichtete Boppards Bürgermeister Walter Bersch bei der Programm-Präsentation.

Während des Festes wird es einen Empfang der Landesregierung für rund 300 Jugendliche und junge Erwachsene geben. Der Regierungschef wird der Stadt Boppard außerdem zwei Autobahnschilder schenken, die an der Autobahn Krefeld-Speyer (A 61) künftig für den Besuch des historischen Bopparder Römer-Kastells und des Mittelrheintals werben sollen.

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 12.06.1999

Boppard: Ohne “Moos” wäre viel weniger los

Stadt hat für Rheinland-Pfalz-Tag Arrangements mit Wirtschaft getroffen – Programme vorgestellt

BOPPARD. Noch existiert der Rheinland-Pfalz-Tag in Boppard (auf dreieinhalb Tage angewachsen) nur auf dem “Papier”, dennoch bindet er seit Wochen und Monaten Kräfte. Gestern erläuterte Bürgermeister Dr. Walter Bersch Programmteile der Stadt, wobei er – vorbehaltlich einer späteren detaillierten Auflistung der Kosten – von einem “Nullsummenspiel” ausgeht. Eingeplant sind fest 350 000 Mark in Bar- und Sachwerten aus Sponsoring von in Boppard ansässigen oder mit der Stadt befreundeten Unternehmen.

In der neuen Großhalle der Bomag im Hellerwald wird Ministerpräsident Kurt Beck in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen den offiziellen Jugendempfang des Landes am Freitag, 18. Juni, 15 Uhr ausrichten, Werkrundgänge anbieten und das Arbeitsplatzangebot für junge Leute vorstellen.

Mit Sebapharma und Thonet/Frankenberg (das auch unter Selbstkosten den neuen/alten Rathaus-Saal mit Tischen und Stühlen repräsentativ ausstattet) ist die Bomag an einem großen Festwagen beteiligt. “Seba” weist mit seinen Produkten auf den Wirtschaftsstandort Boppard hin, und es komplettiert durch Exponate des Firmenchefs die große Kulturausstellung des Landes zum Thema “Mittelrhein”. Haribo (Bonn/Boppard) sorgt u.a. im Umzug am Sonntag für “standesgemäße” rollende Präsentation des Mittelrhein-Forums. BP greift der Stadt finanziell unter die Arme.

Einen Fahnenwettbewerb von zehn Schulen der Stadt trägt die Kreissparkasse (100 künstlerisch gestaltete Tücher flattern bereits im Wind), und sie stellt Räume für vier große Ausstellungen.

Die Volksbank läßt sich u.a. den Empfang der Stadt und eine Münz-Prägeaktion der Bopparder Nachbarschaften angelegen sein.

Hospital zum Heiligen Geist und Caritas wollen gemeinsam “Stärke” demonstrieren und Spiel und Spaß organisieren. U.a. sind an einem Stand zwischen Karmeliterkirche und Krankenhaus medizinische Geräte aus Nachkriegs- und heutiger Zeit zu sehen. Angeboten werden Gesundheitschecks.

Organisiert wird über die Leiterin der Kindertagesstätte Buchholz ein großes Jugendfest auf dem Gelände des Alumnats. In Verbindung mit der JBS (Samstag, 10 bis 18 Uhr) spielen Newcomer-Bands dort von 18 bis 21.30 Uhr auf. Und das JBS/VHS-Cinema zeigt “Emil und die Detektive”.

Groß einsteigen wird die “Königsbacher”, die über die Tage hinweg, z. T. gemeinsam mit Kanal 10 Parties, Computer-Animation und Fun-Sport (Bungee-Trampolin, Inline-Skater) präsentiert. Zielrichtung: Der Rheinland-Pfalz-Tag soll durch gezielte Programmbeiträge wesentlich “verjüngt” werden (u.a. Techno-Party am Freitag abend in der Großsporthalle bzw. Schlagerparade aus den ’70ern im “Römer”, Samstag, abends). Als Hommage an die Stadt und ihr untergegangenes Brauhaus wird ein neues Bier auf den Markt gebracht: Bopparder “Adler”-Bräu. Karlsberg/Königsbacher ist Hauptsponsor der gesamten Landesveranstaltung. (gs)

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 21.06.1999

Das Land von seiner schönsten Seite

Rheinland-Pfalz-Tag am Mittelrhein in Boppard setzte in nunmehr 16. Auflage herausragende Akzente – Nächstes Jahr in Mainz

Als Austragungsort für den 16. Rheinland-Pfalz-Tag bot in diesem Jahr Boppard eine gesunde Mischung aus Idylle und Weitläufigkeit.

BOPPARD. Das Lob kam aus berufenem Mund: “Einen schöneren Rheinland-Pfalz-Tag hatten wir noch nicht”, konnte Ministerpräsident Kurt Beck konstatieren, nachdem das 16. große Fest von Land und Leuten gelaufen war. Boppard hat die prächtige Kulisse abgegeben, das Wetter hat mitgespielt, dreieinhalb Tage waren vollgepackt mit Musik, Show, Information, Kultur und Begegnungen über viele Grenzen hinweg.

Insgesamt gesehen war das Spektakel in der 2000 Jahre alten Stadt eine glänzende Werbung auch für das Tal der Loreley, dem Mainz gerne die “Weihen” als UNESCO-Welterbe zuteil werden lassen möchte. Der Rhein als Aushängeschild des Landes. Das hat er mit dieser Veranstaltung der 500 Organisationen, 24 Landkreise, zwölf kreisfreien Städte, zahllosen Gemeinden, Institutionen, Vereinen, Initiativen und einfach gut gelaunten Bürger aus nah und fern seine Attraktivität einmal mehr bewiesen. Spätestens der die mehr als dreitägige Veranstaltung krönende große Festumzug mit mehr als 3000 Beteiligten zeigte, was der “MP” beim Empfang gestern im “Ebertor” so formulierte: “Boppard hat sich Ehre gemacht und für unser Land Ehre eingelegt.” Das Lob galt dabei auch der Stadtverwaltung unter Bürgermeister Dr. Walter Bersch: Mit “Offenheit, Freundlichkeit und nicht zu überbietendem Einsatzwillen” sei das Fest organisiert und erst dadurch zu einem solchen Erfolg geführt worden. Im Jahr 2000 trifft sich das Land in Mainz, ein Jahr darauf dann in Landau in der Pfalz.

Vom Dahner Felsenland und seinen Tourismusangeboten bis zum Hunsrücker Damwild, mittelrheinischen Weinköniginnen, der Bopparder “industriellen Erfolgsgeschichte” – wie der Bürgermeister zu sagen beliebt – gemeint sind die Unternehmen Bomag, Sebapharma und der Name Thonet, der von Boppard aus seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat, bis hin zu Frauenpower, Kunst, Kommerz, Techno-Party, Rock, Pop und Unterhaltung für die reiferen Semester war in diesen Tagen in Boppard alles vertreten, was eine solche Schau erlebenswert macht.

1982 war die Idee einer das Land verbindenden Großveranstaltung anläßlich des Hambacher Festes geboren und zwei Jahre später mit dem ersten Rheinland-Pfalz-Tag in der ersten (kurzzeitigen) “Landeshauptstadt” Koblenz in die Tat umgesetzt worden.

Boppard bot durch seine attraktives rheinisches Ambiente, seine Überschaubarkeit, gepaart mit der notwendigen Großräumigkeit nahezu ideale Voraussetzungen, ein solches Fest umzusetzen. Anlaufstellen für die leiblichen Bedürfnisse, für Information und Unterhaltung waren über Kilometer am Rhein verteilt und bezogen die historische Innenstadt mit ihren malerischen Winkeln in das Gesamtkonzept ein.

Viel Zeit und Raum hatten diverse Sender und das Südwest-Rundfunk-Fernsehen in das Ereignis investiert – der Mainzer Landessender allein 750 000 Mark. Sponsoren hatten durch ihre offenen “Schatullen” im Vorfeld dafür gesorgt, daß das Land aber auch die kleine Stadt das Ereignis bewältigen konnten.

Ein besinnliches Highlight soll nicht verschwiegen werden: Unter Mitwirkung der örtlichen Geistlichkeit war die Evangelische Christuskirche am Samstag Anlaufstelle für viele Christen aus dem ganzen Land. Der Trierer Bischof Hermann-Josef Spital, dessen mittelalterlicher Vorgänger Kurfürst Balduin die Reichsunmittelbarkeit der Stadt im “Bopparder Krieg” mit Gewalt beseitigt hatte, zelebrierte mit seinem Oberkirchenrats-Kollegen von der Rheinischen Landeskirche (Düsseldorf), Jürgen Regul, einen sehr gut besuchten ökumenischen Gottesdienst, dem auch das rheinland-pfälzische Kabinett unter “MP” Beck beiwohnte. Dann war für Regierende und “Fußvolk” Action angesagt. Boppard, mit Gästen erfahren, war das rechte Pflaster für derlei Kurzweil. (gs)

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 21.06.1999

In Boppard lief das Land rund

Rheinland-Pfalz-Tag als großes Fest – Es bleibt ‘was hängen im Tal – Prima Organisation

Das große Fest für Land und Leute in Boppard ist gelaufen. Rund war`s, das darf man resümieren. Befürchtungen im Vorfeld über ein ausuferndes Massenspektakel waren gegenstandlos.

BOPPARD. Gehst du zu meinem Empfang, komme ich zu deinem: Alte Bekannte traf man über die festlich bewegten Tage immer wieder in Boppard am Rhein und auf der Höhe. Der “MP” scharte gleich mehrfach Vips und Menschen wie du und ich um sich; dabei auch Kulturministerin Rose Götte. Innenminister Walter Zuber tat’s, auch Boppards Bürgermeister Walter Bersch: Alle freuten sich und dankten. Wir wissen nun amtlich und durch Augenschein: Es hat bestens geklappt. Der Rheinland-Pfalz-Tag – zumal seine 16. Auflage in Boppard – ist eine Erfolgsgeschichte.

Ministerpräsident Kurt Beck verkündete dabei ein Programm für den Mittelrhein in Höhe von “50 bis 60 Millionen”. Das angepeilte “Welterbe” soll glänzen. Der Innenminister sieht eine gestärkte Identität der Rheinland-Pfälzer: “Das ist ihre Heimat, hier fühlen sie sich zuhause.” Der Bürgermeister betont den “Glücksfall” für die Stadt. Das kann schon sein: Vom Autobahnschild “Römerkastell” über den Verkehrsknoten Buchholz bis zur blitzschnell erweiterten Fußgängerzone: Es wurden Gelder locker gemacht, die für einen normalen “Sonntag” zumindest so schnell nicht nach Boppard geflossen wären.

Das Programm über die drei Tage sprach Kids und Künstler an, Dicke-Backen-Fans (Blasmusikfreunde) und und “schrägere” Vögel, Tänzer, Touris und Töneexperten, Frauen und vor allem Familien.

Diese Mischung machte es, was zur unverkrampften und gelassenen Stimmung beitrug. Boppards Polizeichef Franz Laa hatte mit seinen Hundertschaften leichtes Spiel. Sicher auch dank der exzellenten Vorbereitung der Mammutschau durch Staatskanzlei (Rainer Zeimentz) und Stadtverwaltung Boppard (Peter Korneli). (gs)

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 22.09.1999

Schlag für die Stadt: Millionen rückzahlen

Bomag hatte zuviel Gewerbesteuer entrichtet – Boppard will nun noch sparsamer wirtschaften – Bürgermeister: “Das haut uns nicht um”

Boppard wird zur Kasse gebeten. Vereinnahmte Gewerbesteuer in Millionenhöhe muss zurückgezahlt werden. Droht nun “Konkurs”? “Nein” sagt das Stadtoberhaupt.

BOPPARD. Ein Nachtragsetat war ohnehin geplant. “Routineangelegenheit”, so Boppards Bürgermeister im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch was jetzt bei der Stadt auf dem Tisch liegt und den Nachtragshaushalt ’99 zwingend notwendig macht, ist ein “dickes Ding”: Es müssen 6,2 Millionen Mark locker gemacht werden.

Die Bomag, bester Finanzier der Stadt, hat in den Jahren 1989-97 dem Kämmerer zuviel Gewerbesteuer überwiesen. Nach juristischen Auseinandersetzungen zwischen Unternehmen und Finanzbehörden und dem Sieg des Verdichtungsgeräte-Herstellers ist die Stadt gefordert. Rückzahlung!

Das geht nicht gerade aus der Portokasse. Doch die angedachten “blühenden Landschaften” der Stadt sollen darunter nicht leiden, ist Dr. Walter Bersch überzeugt. Also – beispielhaft aufgelistet: Stadion-Sanierung, Freibad-Umgestaltung, “Römer”/Stadthalle (dafür ist die Planung in Gang gesetzt), Burg-Umbau und Turnhallen-Herrichtung in Buchholz werden durchgezogen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Stadt dabei im Finanzverbund mit Kreis und Land ist.

Null auf Null wäre der aktuelle Haushalt aufgegangen, informierte Bersch jetzt den Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung – statt dessen herrscht Kreditbedarf von etwa zwei Millionen. Die restlichen Gelder sollen aus dem laufenden Betrieb beigesteuert werden. U.a. durch Zurückstellen nicht mit höchster Priorität ausgestatteter Investitionen.

Entstanden war die neue Lage durch unterschiedliche Auffassungen zwischen Finanzverwaltung und Bomag über die steuerrechtliche Behandlung einer neuen Rechtsform des Unternehmens. Der Betrieb zahlte Gewerbesteuer weiter an die Stadt (knapp 14 Millionen), dies jedoch in zu großer Höhe.

Die Stadt setzt nun u.a. auf geminderte Kreisumlage und erhöhte Schlüsselzuweisungen durchs Land, was zu einer Teilentlastung führen dürfte. Bürgermeister Walter Bersch im Gespräch mit unserer Zeitung: “Die Sache wirft uns zurück, haut uns aber nicht um.” Gerhard Seib

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 27.09.1999

Ein Auslese-Typ mit nachhaltigem Abgang

Ministerpräsident Kurt Beck ist der neue Bopparder Ehrenwinzer – Feierliche Weinprobe beim Weinfest gestern bot passenden Rahmen für Ernennung

Er ist jetzt stolzer Besitzer eines Rebstockes auf einer Fläche von zwei Quadratmetern: Ministerpräsident Kurt Beck wurde zum Bopparder Ehrenwinzer ernannt – und durfte mit dieser Auszeichnung das ertragreiche Pflänzchen sein eigen nennen. Seine künftige Aufgabe: Den Bopparder Wein noch bekannter machen.

Von Dinah Schmidt

BOPPARD.Im Rahmen einer atmosphärisch gelungenen Weinprobe fand Kurt Becks Ernennung zum Ehrenwinzer statt. Während unten in den Straßen und auf dem Marktplatz das beschwingte Weinfest “tobte”, fanden sich rund 150 Menschen im frisch renovierten Alten Rathaussaal ein. Und genossen beim Blick auf den rot-weißen Turm der Bopparder Burg und bei fernen Fest-Klängen aus der City edle Tröpfchen vom Bopparder Hamm – 17 an der Zahl.

Vorgestellt wurde der Rebensaft vom jeweiligen Winzer, der ihn kreierte, was für viele interessante Anekdoten “drumherum” sorgte. So war zum Beispiel zu erfahren, dass die Winzerin des Weingutes Königshof ihren halbtrockenen Spätburgunder im Grunde genommen als Zufallsprodukt “schuf”. Eigentlich nämlich wollte sie einen Rotwein erzeugen. “Die Trauben wurden aber von Edelfäule befallen, was ja beim Weißwein erwünscht ist”, erklärte sie lachend. Beim Roten wird aber die Schale zerstört, in der der Farbstoff sitzt. Die Folge: Ein ausgezeichneter Rosé ist`s geworden. Auch eine Besonderheit durch die besondere Art und Weise seiner Entstehung: Der Wein aus dem Wingert der Bopparder Hauptschule, den zwei Schüler vorstellten.

Als Moderator führte Weinfestbürgermeister Werner Treichel durchs Programm, flankiert von Mittelrheinweinkönigin Monika Paul und Noch-Stadtweinkönigin Elisabeth II. Treichel war es denn auch, der – neben Bürgermeister Dr. Walter Bersch – eine kleine Rede auf den neuen Ehrenwinzer Beck hielt – und ihn mit einem guten Weinchen verglich: Ein 49er Jahrgang sei er, ausbaufähig, ein Auslese-Typ, fruchtig und nobel, in der Farbe leicht rötlich-gelb, mit dem Alter immer heller, nicht schlank, eher rund und üppig, im Abgang nachhaltig und eindrucksvoll. Besonderer Dank, so Dr. Walter Bersch, gebühre Kurt Beck im Hinblick auf den Rheinland-Pfalz-Tag, der einen ganz besonderen Glücksfall für Boppard darstelle. Über die Urkunde und sein Geschenk, den “Weinberg” von zwei Quadratmetern und drei Weinflaschen – die erste “Frucht” seines neuen Rebstockes – war der “Landesvater” sichtlich erfreut. Gerne nehme er die Aufgabe wahr, den guten Ruf des Bopparder Weins in alle Welt hinauszutragen.

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 08.10.1999

Boppards Natur auf die Sprünge helfen

Bevor die Stadt den Flächennutzungsplan fortschreibt, werden neue Landschaftspläne erstellt – Zielvorgabe: Auch die Ästhetik berücksichtigen

Wo könnte die Stadt erweitert werden, wo wäre Platz fürs Gewerbe – Boppard bekommt einen neuen Flächennutzungsplan. Damit die Natur nicht zu kurz kommt, gilt es zuvor, Landschaftspläne zu erstellen. Sie beschreiben und bewerten, wie`s um die Natur in und um Boppard bestellt ist und wo sie geschützt werden muss. Das Besondere: Auch ästhetische Gesichtspunkte finden Beachtung. Dafür sorgt der Oberweseler Künstler Victor Sanovec.

Von Dinah Schmidt

BOPPARD. Einer Stadt wirtschaftlich auf die Beine zu helfen, ist das eine. Die Natur dort, wo sie besonders wertvoll ist, zu schützen, das andere. Das dritte ist, die Lebensqualität zu verbessern und Touristen in den Ort und seine Umgebung zu locken, indem man Stadt und Natur möglichst “schön” präsentiert.

Zwischen diesen drei Herausforderungen bewegen sich die Damen und Herren im Augenblick, die im Vorfeld des neu zu erstellenden Flächennutzungsplanes aktiv sind.

Für die Kartierung der Natur ist das Bopparder Büro “Stadt-Land-plus” zuständig. Meter für Meter nehmen die Mitarbeiter Äcker und Wälder, Bäche und Streuobstflächen, bebautes Land und Wiesen unter die Lupe. Dabei werden die Gegebenheiten nicht nur beschrieben, sondern auch auf ihre ökologische Bedeutung hin mit einer Ziffer bewertet. Nach ausführlicher Geländebegehung entstehen so fünf Fachkarten: Fürs Klima, für den Boden, das Wasser, den Arten- und Biotopschutz und fürs Landschaftsbild bzw. den Erholungsnutzen.

Diese fünf Fachkarten wiederum bilden die Grundlage für die wesentliche Karte “Entwicklungskonzeption”, die in den Flächennutzungsplan per Gesetz zu integrieren ist. Diese Karte – die übrigens nicht auf Biegen und Brechen umzusetzen ist, sondern die Basis für weitere Abwägungsprozesse darstellen wird – enthält, codiert in einer Zahlenkombination, Entwicklungsziele, die sich aus der Bewertung der Flächen ergeben. Ein solches Ziel könnte zum Beispiel sein, einen ökologisch gesehen wichtigen Bach zu schützen, indem die Ackernutzung in seiner unmittelbaren Nähe abgebaut würde.

Viele interessante Details haben die “Stadt-Land-plus”-Mitarbeiter bereits erarbeitet. So ist ihren Plänen zu entnehmen, dass Boppard einen hohen Anteil an Streuobstwiesen besitzt – 5,3 Prozent der Gesamtfläche. Zum Vergleich: Kastellaun hat 0,5 Prozent. Dafür hat Kastellaun 38 Prozent Ackerfläche, Boppard nur 7,5. In puncto Wälder haben wir es jetzt schwarz auf weiß: Boppard besitzt 40 Prozent eichenbestimmte Mischwälder, 25 Prozent Nadelforste, 20 Prozent buchenbestimmte Mischwälder, 10 Prozent Laubnadel-Mischwälder und 5 Prozent -eine vergleichsweise sehr hohe Zahl – sogenannter “Sondergesellschaften”. Das sind per Gesetz geschützte Trocken- und Bachuferwälder, die besonders selten und wertvoll sind.

Doch nicht “nur” um die ökologische Bedeutung geht es den Landschaftsplanern, sondern auch um Ästhetik. Der Aspekt “Schönheit eines Ortes” würde, so Bürgermeister Dr. Walter Bersch, wegen mangelnder Objektivierbarkeit gemeinhin zu wenig berücksichtigt.

Hier soll Viktor Sanovec, Künstler aus Oberwesel, Abhilfe schaffen. “Die Lage unserer Stadt ist ein Schatz”, schildert er seine Motivation. “Nur: Wie können wir das unseren internationalen Gästen besser vermitteln? Etwa durch Sichtachsen. Das heißt: Leitbilder, markante Punkte in der Landschaft müssen herausgearbeitet werden und schon von weitem sichtbar sein.”

Ein Negativbeispiel: Der Aussichtspunkt “Sabelsköpfchen” zwischen Buchholz und Boppard Stadt. Von hier aus, so der Künstler, sieht der Gast schlicht nichts – abgesehen von Grün. Sinnvoll sei jedoch eine freie Sicht auf Severuskirche und Bopparder Hamm, die wiederum Lust mache, diese Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Ein anderes Beispiel: Kaum jemandem sei noch der 5-Seen-Blick bei Weiler ein Begriff. Auch einen solchen, fast vergessenen Anziehungspunkt gelte es wieder herauszuarbeiten.

Bersch: “Der Naturschutz ist Pflicht, das, was uns Herr Sanovec vorstellt, sozusagen Kür. Trotzdem meine ich: Boppard ist ein Fremdenverkehrsort. Da kommen wir auch an der Kür nicht vorbei.”

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 24.10.1999

Zahlen gegen “Unkenrufer”

Bürgermeister wertete Tourismus-Statistik aus

Der Fremdenverkehr entwickelt sich in der Stadt Boppard überdurchschnittlich gut. Nach wiederholten Unkenrufen aus dem Bereich der Kernstadt sah sich Bürgermeister Dr. Walter Bersch veranlasst, beim Statistischen Landesamt Bad Ems eine differenzierte Beherbungsstatistik für die verschiedenen Gebietseinheiten in der Stadt Boppard anzufordern. Ergebnis: Positiv.

BOPPARD.Insgesamt wurden in der Gesamtstadt Boppard im ersten Halbjahr 1999 125 657 Übernachtungen verzeichnet. Das bedeutet eine Steigerung von 11,3 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum im Vorjahr.

Damit liegt Boppard deutlich über dem Landesdurchschnitt Rheinland-Pfalz von 4,9 Prozent.

Die Zahlen lauten im Einzelnen für das erste Halbjahr 1999 – im Klammern die Ergebnisse für das erste Halbjahr 1998:

Ortsbezirk Boppard (City und Buchenau) 72 327 (64 797), Veränderung + 11,7 Prozent;

Ortsbezirk Bad Salzig 43 142 (37 970), Veränderung + 13,6 Prozent, übrige Ortsbezirke 4237 (3845), Veränderung + 10,2 Prozent, Privatquartiere 5911 (6267), Veränderung – 5,7 Prozent. Gesamtergebnis 125 657 (112 879), Veränderung +11,3 Prozent.

In dem Ergebnis für Bad Salzig sind die Übernachtungen der Mittelrhein-Kurklinik eingeschlossen.

Bürgermeister Dr. Walter Bersch unterstreicht in diesem Zusammenhang die besondere Bedeutung des Kurortes Bad Salzig für den Tourismusstandort Boppard. Die Zahlen machen deutlich, dass sich die Stadt Boppard in Bad Salzig stärker als bisher engagieren müsse.

Als bauliche Maßnahme wird zur Zeit in Bad Salzig die Straße “Am Bahnhof” neu ausgebaut. Für das kommende Jahr soll die Zufahrt Kurpark erneuert werden. Darüber hinaus bemüht sich der Bürgermeister darum, dass die geplante 2000-Jahr-Feier in Bad Salzig im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz gefördert wird.

Im Übrigen – so Bersch – weisen die Zahlen auch für die Kernstadt in Boppard eine Steigerung aus.

Die Behauptung von rückläufigen Entwicklungen im Bopparder Fremdenverkehr entbehrten überprüfbaren Grundlagen, betont der Bopparder Bürgermeister nach seiner Auswertung der Statistik. Dr. Bersch: “Die Zahlen des Statistischen Landesamtes beruhen auf den Angaben der Bopparder Gastronomiebetriebe.”

Und dazu stellt der Bürgermeister fest: “Da für jede Übernachtung von Erwachsenen noch zusätzlich ein Kurbeitrag von einer Markt pro Übernachtung zu zahlen ist, gehe ich davon aus, dass die Zahlen realistisch sind.”

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 09.11.1999

Vom Radar-Blitz erleuchtet?

Stadtverwaltung Boppard will eigene Geschwindigkeits-Überwachung – Rat entscheidet am Montag

Boppard will die Geschwindigkeits-Radarüberwachung selbst in die Hand nehmen. Wenn sich dafür eine Mehrheit im Stadtrat findet. Begründung: Vorschriften ohne Kontrolle taugten nichts.

BOPPARD. Setzt sich die Verwaltung der Stadt Boppard mit ihrem Vorschlag im Stadtrat durch, kann sich – so die Prognose – die Verkehrssünder-Kartei in Flensburg auf Zuwachs vom Rhein einstellen. Seit in Koblenz die Kommune mit Radar-”Fallen” Jagd auf Raser macht, hat sich aus dieser Ecke – wie in der Nachbarschaft nachzulesen – ja schon einiges getan. Da möchte auch Boppard nicht zurückstehen und hofft auf die Effektivität von Blitze schleudernden “Starenkästen”. Wenn der Stadtrat dies als “Gebot der Stunde” sanktioniert. Am kommenden Montag wissen wir mehr.

Vorgeschlagen wird, mit einer – so die Verwaltung – “geeigneten Fachfirma” (Raab Karcher Sicherheit, Mannheim. Die Red.) eine “Rahmenvereinbarung zur Abwicklung des Aufgabenfeldes ,Überwachung des fließenden Verkehrs’ abzuschließen” und im Haushalt 2000 dafür 30 000 Mark anzusetzen.

Soll nun in Boppard die “Hatz” auf Auto- und Motorradfahrer eröffnet werden? “Nein”, sagt Bürgermeister Dr. Walter Bersch, den wir zu “seinen” Ambitionen als “Radar-Mann” befragten. Er begründet die Initiative der Verwaltung mit Anregungen der Ortsbeiräte von Rheinbay, Bad Salzig, Buchholz und aus Boppard, für vermehrte Kontrollen an bestimmten Punkten zu sorgen. Speziell dort, wo aus Gründen der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer – nicht zuletzt von Kindern – Geschwindigkeitseinschränkungen auf 30 Stundenkilometer verfügt worden seien. Beispielsweise an Schulen, Kindergärten, Altenheimen, Krankenhaus.

Herr des Verfahrens – so Bersch – soll die Stadtverwaltung bleiben. Mitnichten werde sie der Fachfirma als Standort fürs Radar “fünf Meter vorm Ortsausgangsschild” (Bersch) auftragen, sondern eben nur dort, wo die ’30er Regelung eingeführt, bisher aber so gut wie nie überprüft worden sei. Der Bürgermeister: “Eine Vorschrift ohne Kontrolle wäre überflüssig.”

Nun liegt der “schwarze Peter” beim Stadtrat. Er wird auch darüber zu befinden haben, ob die Verwaltung mit folgender Einschätzung richtig liegt: “Unbestritten ist jedoch allein für den Anhaltevorgang einschließlich ,Vor-Ort-Barkasse’ ein zusätzlicher Personalbedarf von drei bis vier uniformierten Personen je Einsatz erforderlich” (Zitat Sitzungsvorlage für den Stadtrat). Zur Erinnerung: Unter Bürgermeister Walter Bersch waren noch vor wenigen Jahren zwei von vier Politessen ausgemustert worden. Gerhard Seib

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 10.11.1999

Bersch: Weg mit den Autos am Rhein

Richtung des Einbahnverkehrs in Boppards Innenstadt zweitrangig

Die Autos müssen raus und nicht rein in Boppards Rheinallee, betont der Bürgermeister im Gespräch mit unserer Zeitung und eröffnet damit einen neuen “Kriegsschauplatz” in den Auseinandersetzungen um die City-Verkehrsführung.

BOPPARD. Dr. Walter Bersch sieht’s gelassen: Ob Einbahnstraßen (mittlere Rheinallee, Eltzerhofstraße) in Süd-Nord-Richtung oder umgekehrt – wie jetzt von den Bopparder Christdemokraten gewünscht – befahren werden, ist ihm, eigenem Eingeständnis zufolge, nicht der Aufregung wert. Dass Verkehr – speziell ruhender – gerade aber an diesem Rheinabschnitt – gleich ob rheinauf oder rheinab – etwas ist, was dort nur wenig oder nichts zu suchen habe, machte er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich.

Ihm schwebt für den Bereich Fähre-Karmeliterstraße eine verkehrsberuhigte Zone vor (Sanierungsgebiet). Vergleichbar dem Entree in die Fußgängerzone vor Penny und Deutscher Bank. Denn: “Auf einem einzigen Stellplatz in der Rheinallee könnten an einem der schönsten Flussabschnitte des Rheins bis zu zehn Gäste essen und trinken. Er frage sich, wie lange der Umdenkprozess am Rhein dauere. Und er regt einen “kritischen Dialog” darüber an. Für “konstruktive Vorschläge” sei er dankbar.

Die touristische Aufwertung der Rheinallee sei die Hauptfrage der Bopparder Verkehrslenkung in diesem Bereich. Diesem Ziel könne man nicht gerecht werden, wenn man den von Jahr zu Jahr ohnehin wachsenden Kfz-Verkehr noch zusätzlich verstärkte. Nicht “hineinverlagern in die Rheinallee” sollte man, das genaue Gegenteil sei richtig.

In Gesprächen mit einem “namhaften auswärtigen Gastronomen” habe dieser ihm, dem Bürgermeister, sein Interesse daran bekundet dort quasi die “längste gastronomische Freilandtheke des Landes” etablieren zu wollen. Unter den obwaltenden Umständen vor Ort derzeit allerdings nicht machbar, so der Bürgermeister. Denn: Noch ist dort “Blech” geparkt. Bersch erinnerte in diesem Zusammenhang an die “seit Jahren nicht erfüllte Stellplatzverpflichtung bestimmter Anlieger”, die jetzt, da verjährt, nicht mehr durchsetzbar sei, so dass der Stadt “nicht nur Parkplätze, sondern auch die entsprechenden finanziellen Entschädigungen in Form von Ablösebeträgen” fehlten.

Gerade für den Bereich Rheinallee gelte – so Bersch im Gespräch mit unserem Blatt – das (abgewandelte) Wort des US-Autobauers Henry Ford: “Autos fragen keine gastronomischen Leistungen nach.”

Im übrigen wies der Bürgermeister den Vorwurf der HoGa, die derzeit geltende Verkehrsführung leite Touristen an Boppard vorbei, zurück. Dagegen spräche ein Plus von 11,7 Prozent bei den Übernachtungen in der Kernstadt bei einem Minus in St. Goar von 10,5. Nicht nachvollziehbar sei auch der Hinweis auf Boppard-bedingte Umsatz-Rückgänge bei der Köln-Düsseldorfer. Deren zentraler Vertriebschef habe bereits im Frühjahr von einem erwarteten “dramatischen Ergebniseinbruch von rund 6 Millionen Mark” berichtet. Bersch: “Dies ist kaum auf die Bopparder Verkehrsführung zurückzuführen.” Gerhard Seib

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 21.11.1999

In die Stadt – aber wie?

Rat: ÖPNV für Boppard soll verbessert werden

Öffentlichen Innerortsverkehr gilt es in der Flächen-Stadt Boppard erheblich zu verbessern. Der Stadtrat stellte die Weichen.

BOPPARD. Die Ausdehnung einer Großstadt kann Boppard zwar anbieten, nicht aber entsprechende verkehrliche Infrastruktur. Soll heißen: Zwischen Boppard (City) und Boppard (beispielsweise Oppenhausen) liegt viel “Prärie”, und von einer Ecke zur anderen zu kommen fällt – zumindest mit öffentlichen Verkehrsmitteln – schwer. Das ist ein Manko fürs Mittelzentrum am Rhein. Wer schneller in Koblenz als in der eigenen Kernstadt ist, der nutzt eben diese Möglichkeit – zum Nachteil auch der heimischen Geschäftswelt.

Gegensteuern: Der seit März ’99 betriebene aber nur bescheiden genutzte Anruf-Nahverkehrs-Dienst (ANDI) in Form eines Anruf-Taxi-Dienstes zur Verbesserung der verkehrlichen Grundversorgung der Stadtteile an die Kernstadt (fährt bei Bedarf im zeitlichen Abstand von einer Stunde von und zur nächsten Bus- oder Bahnfahrt und erhebt zwei Mark Komfortzuschlag) soll popularisiert werden. Außerdem wird bis Frühjahr ein Konzept erarbeitet – betonte jetzt Bürgermeister Dr. Walter Bersch im Gespräch mit unserer Zeitung – das die Verbesserung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) zur City für die Zeit vorsieht, die nicht von “ANDI” abgedeckt ist bzw. von ihm nicht gefahren werden darf (Freizeitverkehr), da er nicht der verkehrlichen Grundversorung der Ortsbezirke (u.a. Einkauf, Arztbesuch, Krankenhaus) an die City dient.

Beispiel: Wenn Buchenauer abends eine gesellige Runde an einem City-Tresen einlegen, den Führerschein nicht gefährden und einen mehrere Kilometer langen Marsch vermeiden möchten, bleibt nur die Fahrt mit dem (normalen) Taxi. Je nach Kommunikationsbedürfnis kann das zum Ruin der Haushaltskasse führen. Ein Abendbus soll’s richten. Ebenso gelte es zu bestimmten Anlässen die Hunsrückbahn-Zugfolge spätabends zu steigern, so Bersch.

ÖPNV ist zwar Sache des Kreises, doch die Stadt wird sich finanziell einbringen. Das bedeutet der jetzt gefasste Ratsbeschluss. Gerhard Seib

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 09.12.1999

Altbäder werden mit Millionen geflutet

Boppard realisiert neue Konzeption und schafft Alternativen zu Nachbarn

Boppards alte Bäder-Herrlichkeit hat ausgedient. Die Stadt setzt auf neue Lösungen und damit auf ein Abheben von der Nachbarschaft.

Von Gerhard Seib

BOPPARD. Mit einem jährlichen Defizit von 1,1 Millionen Mark produzieren die städtischen Bäder Boppards tiefrote Zahlen. Oder anders gesagt: Jeder Besucher von Frei- oder Hallenbad in Buchenau wird von der Stadt hoch subventioniert. Mal mehr, mal weniger – je nach Auslastung das Jahr über. Aber so ganz falsch dürfte nicht liegen, wer den Zuschussbedarf pro Besucher – zu entrichten von der Stadt – im Schnitt bei etwa 20 Mark sieht. Und dies fürs Nutzen von Einrichtungen, die den Charme der ’60er Jahre ausstrahlen, als harte körperliche Ertüchtigung alles und die Spaßgeneration noch nicht geboren war. Boppard versucht nun den Spagat.

Heute ist mit reinen Sportbädern kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Mindeststandard geänderten Freizeitverhaltens ist dabei u.a. die Riesenrutsche, ist eine Vernetzung von Sport-, Fun- und Wellness-Bereichen mit deutlicher Betonung auf Letzterem. Das alles wollen die Bopparder künftig auch bieten aber anders, als dies in der Nachbarschaft (beispielsweise Mühlheim-Kärlich/”Tauris” oder Lahnstein/”Wellamare”, Rengsdorf/”Monte-Mare”, Vallendar/Freibad, Koblenz hat Vergleichbares ohnehin nicht im Angebot) geschieht. Während dort nach den Beobachtungen von Boppards Bürgermeister Dr. Walter Bersch der eine oder andere Schwerpunkt deutlich hervorsticht, will Boppard eine Synthese aus alledem präsentieren und damit im größeren Umkreis eine gewisse Marktführerschaft anstreben.

Für Boppard – so der Bürgermeister beim Vorstellen des Projekts jetzt im Hauptausschuss – gebe es bei realistischer Betrachtung nur zwei Alternativen: Bäder komplett schließen oder auf neue Konzeptionen setzen. Nur dadurch – so Walter Bersch – sei vom chronischen Defizit in Boppards Höhe abzukommen und eine deutlich größere Besucherzahl für die Buchenauer Anlagen zu interessieren.

Besuchten in Boppard 1998 etwa 22 000 Gäste das Frei- und 48 000 das Hallenbad, sprächen die Zahlen in der weiteren Nachbarschaft eine deutliche Sprache: “Tauris” 306 000 Besucher, Freibad Vallendar 71 000, “Monte-Mare” 230 000, Moselbad Cochem 169 000, Freizeitbad Simmern 128 000.

Für Boppard vorgesehen wird eine deutliche Vernetzung von um eine Halle erweitertem Hallen- und völlig umgestaltetem Freibad, wobei an einem (neuen) 50-Meter-Becken für kernige Sportler im Freien festgehalten werden soll. Die Gesamt-Wasserfläche hat ein Ingenieurbüro mit 1670 Quadratmeter errechnet.

Was nun kommen muss ist die Feinplanung mit dem deutlichen Ziel: Reduktion des Subventionsbedarfs. Boppards Bäder sollen künftig privatwirtschaftlich in Rechtsform einer GmbH geführt werden, die – wenn erwünscht – auch privates Geld anziehen kann.

Der Hauptausschuss hatte gegen die Pläne der Verwaltung keine Einwände. Im neuen Jahr werden Förderanträge gestellt und die Detailplanung betrieben. Gesamtkosten: zwischen 16 und 18 Millionen Mark. Baubeginn: 2001.

Nur noch das Schulschwimmen wird dann kostenlos sein. Für die Bopparder Wassersportvereine dürften mutmaßlich städtische Gelder zugeschossen werden.

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 13.12.1999

Im Neubaugebiet Buchholz-Ermeserhahn sind die Bagger angerollt – Bürgermeister: Gesamtvolumen von 25 Millionen Mark

“Das bringt’s” 50 neue Bauplätze

BOPPARD-BUCHHOLZ. Angerollt sind jetzt die Bagger in Boppards jüngstem Baugebiet: Ermeserhahn im Stadtteil Buchholz. Die 50 dort vorhandenen Baugrundstücke sind inzwischen veräußert. Sie waren ohne Anstrengungen an den “Mann” zu bringen. Gesamtwert der Grundstücksverkäufe: 4,2 Millionen Mark.

In den nächsten fünf Jahren müssen die Areale bebaut sein. Die Preise für die Grundstücke liegen nach Angaben von Bürgermeister Dr. Walter Bersch zwischen 108 000 und 138 000 Mark – voll erschlossen, was dieser beinahe für einen “Schnäppchenpreis” hält. Das Stadtoberhaupt erwartet durch dieses bauliche Großprojekt auch einen Schub für das örtliche Handwerk. Im Gebiet Ermeserhahn sollen etwa 25 Millionen Mark verbaut werden. Walter Bersch: “Das bringt ‘was.” (gs)

 

 

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