RHZ 1998

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 04.02.1998

Streit ums Wirtschaften in frischer Rheinluft

Rheinfront-Wirte witterten hinter Stadtrats-Initiative Anschlag auf ihre Existenz und demonstrierten

Von Gerhard Seib

BOPPARD.

Das seit Jahrzehnten in Boppard praktizierte “Lagerdenken” hat Spuren hinterlassen – und gipfelte jetzt in einer (völlig überflüssigen) Gastwirte-Demo vorm Stadtrat: Wirtschaftlich Handelnde sehen in der Ortspolitik ihren Widerpart, der ihnen ans Leder will. Der seit Sommer ’97 amtierende Bürgermeister glaubt auf der Gegenseite hie und da verkrustete Strukturen erkannt zu haben. Ist nun aber eigentlich Gutes angesagt – Außenbewirtung in der Stadt – werden allergrößte Bedenken gegen diese von der Politik “angeleierte” Attraktivitätskur laut.

Speziell die Hoteliers und Gastronomen an der Rheinfront (zwischen Karmeliterstraße und Burg) wehrten sich massiv gegen Tische und Stühle auf den Parkflächen vor ihren Häusern, um dort Gästen bei warmer Witterung in frischer Luft Bewirtung zuteil werden zu lassen. Die Beschwerdeführer waren auch davon ausgegangen, Fremden solle die Möglichkeit des Gastronomie-Betriebs vor der Haustür der Bopparder eingeräumt werden. Unter Inanspruchnahme der den Gastronomen wichtigen Stellplätze.

Selbst mehrfaches Betonen des Bürgermeisters, was sich “im Rest der Republik bewährt” habe (Außenbewirtschaftung), könne doch wohl in Boppard nicht schädlich sein, zumal es die Bopparder ja selbst sein sollten, denen die Möglichkeit eingeräumt werde, dort ihren Geschäften nachzugehen, fruchtete wenig. Die Rheinallee-Gastronomen lehnten standhaft Außenbewirtung ab und verwiesen auch auf Informationsdefizite.

Bürgermeister Dr. Walter Bersch, in diesem Punkt resignierend, konnte dazu nur noch anmerken: “Es war nicht daran gedacht, bei Ihnen eine Zwangsverpflichtung vorzunehmen, vor Ihrem Haus Gäste zu bedienen.”

Im vorderen Bereich des Marktplatzes, unterhalb des Thonet-Brunnens und auf dem hinteren Markt vor den Gaststätten, soll dagegen Gastronomie auch vor der Kneipe möglich sein. Und in dem Rest der Stadt dort, wo dies ein Wirt beantragt. Es müssen dann Sondernutzungsverträge abgeschlossen werden, deren Laufzeit (“Probephase”) zunächst auf ein Jahr befristet ist.

Bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme wurde das Projekt vom Rat damit nun angeschoben.

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 07.02.1998

Wird Buchenau durch Einkaufen noch richtig schön?

Stadt kauft Grundstück zwischen K 118 und Stadion – Für Markt-Einrichtung zeigen vier Investoren Interesse – Gegenstimmen nichtöffentlich im Rat

Wird aus Buchenau doch noch ein richtiger Stadtteil? Nun stellt die Stadt die Weichen für die Ansiedlung eines Einkaufsmarktes. Und Bad Salzig erfährt als Einkaufsort eine weitere Aufwertung.

Von Gerhard Seib

BOPPARD. Wann beginnt ein “Kaff” sich zum urbanen Ort zu mausern? Wenn die Infrastruktur stimmt, kann die Antwort nur lauten. Daran hapert es (noch) ganz erheblich in der konzeptionslosen Bopparder Schlafstadt Buchenau.

Eine Stadtplanung, die keine war, hat – so bietet sich die Ansammlung von Häusern im Rhein-Seitental dem Beschauer – seit Siedlungsbeginn nach dem Zweiten Weltkrieg Buchenau jahrzehntelang quasi vor sich hin treiben lassen. Inzwischen ist aber doch ein gewisses Maß an städtebaulicher Struktur vorhanden. Und nun – Widerständen zum Trotz – darf’s vielleicht noch etwas mehr sein.

Wenn Anzeichen nicht trügen, könnte – man lese und staune – für die knapp 2000 Buchenauer sogar zumindest das Einkaufen des Grundnahrungs-Bedarfs (eventuell mehr?) ermöglicht werden.

Beschlossen wurde in nichtöffentlicher Sitzung vom Stadtrat der Erwerb von Grund und Boden zwischen Kreisstraße 118 und Stadion/Buchenauer Straße (gegenüber der Siedlung Alt-Leiswiese). Ziel: Einrichtung eines Einkaufszentrums.

Bürgermeister Dr. Walter Bersch bestätigt gegenüber unserer Zeitung auf Anfrage, es gebe zur Zeit vier potentielle Investoren, die das Projekt realisieren wollten. Kommt es dazu, wird damit eines der Wahlversprechen des damaligen Bürgermeister-Kandidaten Bersch Wirklichkeit.

Wie in Bopparder Polit-Kreisen zu hören war, soll es bei der Abstimmung zu diesem Tagesordnungspunkt (Grundstückskauf) einen relativ hohen Anteil an Gegenstimmen und Enthaltungen gegeben haben. Die Bopparder haben ihre Buchenauer halt gern unten in der City . . .

Um eine – wie Walter Bersch formuliert – “großzügige, attraktive und der Landschaft Rechnung tragende Lösung” in Buchenau anbieten zu können, muß in der Stadtratssitzung am 23. März der Bebauungsplan geändert werden. Aus der bisherigen “Grünzone” soll dann ein “Mischgebiet” werden. Wird das Bebauungsplan-Änderungsverfahren zügig betrieben, dürfte sich das Projekt im kommenden Jahr konkretisieren, ist der Bürgermeister optimistisch.

Auch die Bad Salziger Infrastruktur erfährt in absehbarer Zeit eine Besserung. Im Gewerbegebiet, wo viele Jahre lang Fleisch fabrikmäßig “verwurstet” wurde, bevor dann nichts mehr lief, entsteht – wie Recherchen unserer Zeitung bei einem Investor ergaben – ein Einkaufsmarkt mit Vollsortiment.

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 18.03.1998

Boppards Wald liefert erstes rheinland-pfälzisches Öko-Holz

Zertifikat wird Freitag zum ,Internationalen Tag des Waldes’ überreicht

BOPPARD.

Boppard wird als erste rheinland-pfälzische Kommune vom Naturland-Verband (gegründet von Greenpeace, BUND und Robin Wood und WWF) mit einem Zertifikat für “Ökologische Waldwirtschaft” ausgezeichnet.

Das Zertifikat bestätigt dem “Unternehmen Bopparder Stadtwald” und damit maßgeblich auch dem Forstamt Boppard, daß die Bewirtschaftung nach den Naturland-Richtlinien zur ökologischen Marktwirtschaft erfolgt.

Diese Auszeichnung wird zur Verbesserung der marktwirtschaftlichen Ergebnisse beitragen; aber auch die vielen Besucher werden den “naturbelassenen” Bopparder Stadtwald zu einer Wanderung nutzen.

Bedeutender Schritt

Auch mit Blick auf die angestrebte Unterschutzstellung des Rheintales durch die UNESCO als Weltkulturerbe ist die Zertifizierung ein bedeutender Schritt.

Die Zertifizierungs-Urkunde wird anläßlich des “Internationalen Tag des Waldes” bei einer Wanderung durch den Bopparder Stadtwald überreicht.

Treffpunkt: Freitag, 20. März, 11.30 Uhr, Bahnhof Boppard (Gleis 3).

Bürgermeister Dr. Walter Bersch und Forstamtsleiter Dr. Gerd Loskant erklärten übereinstimmend: “Die Bopparder kennen ihren Wald schon sehr lange. Dennoch laden wir alle Bürgerinnen und Bürger herzlich zu dieser besonderen Veranstaltung in den Bopparder Stadtwald ein”.

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 27.03.1998

Stadt Boppard stellt sich auf Massenspektakel am Rhein ein

Rat billigt Vorgehen des Bürgermeisters einmütig – Auf Sponsoring setzen

BOPPARD.

Das Massenspektakel “Rheinland-Pfalz-Tag ’99″ (Juni) in Boppard wird vom Stadtrat begrüßt. Einstimmig billigte das Kommunalparlament das Vorgehen des Bürgermeisters, der bei der Staatskanzlei in Mainz die Bewerbung der Stadt für das Ereignis im kommenden Jahr angemeldet hatte und von der Landesregierung inzwischen den Zuschlag erhielt (wir berichteten.Red.).

CDU-Fraktionssprecher Dr. Jürgen Mohr: “Wir verkennen nicht den positiven Effekt für den Fremdenverkehr.” Leichte Kritik: “Es wäre nicht verkehrt gewesen, wenn die Fraktionsvorsitzenden einbezogen worden wären”, so Mohr. Nun ist er gespannt, “wieviel Verwaltungskraft gebunden wird”.

Denn: Boppard ist naturgemäß für die örtliche Organisation zuständig. Verwaltungs-Chef Dr. Walter Bersch läßt in der Sitzungsvorlage für den Stadtrat formulieren: “Die auf Boppard als Ausrichter entfallenden Kosten können durch Sponsoring gedeckt werden, wobei die Stadt Andernach, die im Jahr 1996 den Rheinland-Pfalz-Tag ausrichtete, hierbei nach eigenen Angaben noch einen kleinen Überschuß erwirtschaftete.”

Im Rahmen von Sponsoring hat Bersch Zusagen der Unternehmen Haribo, Sebapharma und Bomag, beim Ereignis finanziell einzusteigen. Mit einer Brauerei soll eine “weitere Einnahmenquelle erschlossen” werden. Die veranstaltende Landesregierung geht von einem Gesamtfinanzvolumen der Veranstaltung von etwa drei Millionen Mark aus.

Traditionsgemäß stellt beim aktuellen Landestag die nächste Ausrichtergemeinde den oder die letzten Zug-Teilnehmer. Boppard tritt mithin am 20. Juni in Saarburg an. Genaues dazu war im Rat noch nicht zu hören. (gs)

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 15.06.1998

Dreitälertour machte Bürgermeister mobil

Werbung für Region und Fremdenverkehr

BOPPARD.

Zwei Bürgermeister, drei Täler, eine Tour: Mit vielen Wanderbegeisterten machten sich Dr. Walter Bersch und der Koblenzer OB Eberhard Schulte-Wissermann auf Schusters Rappen, um der Region und dem Fremdenverkehr auf die Sprünge zu helfen. Die Ehrbachklamm, ein perfektes Naherholungsgebiet, verdient nicht nur mehr Publicity. Es ist auch bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Mit dem Zug nach Boppard, von dort mit der “Hunsrückbahn” nach Buchholz, schließlich durch die Klamm und am Schluß mit dem KD-Schiff zurück nach Koblenz – besser geht’s nicht, demonstrierten die Bürgermeister. Zur Belohnung gab’s einen Orden vom geistigen Vater der Dreitälertour, Walter Hans. (il)

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 15.07.1998

Alle einig: Mehr Sanierung in der Bopparder City

Keine Kontroverse im Stadtrat über Untersuchungsbericht der vorbereitenden Untersuchung – Erste Maßnahmen bis Rheinland-Pfalz-Tag fertig

Einigkeit im Stadtrat: Das Bopparder City-Sanierungsgebiet wird ausgeweitet. Für die Kernstadt von herausragender Bedeutung.

Von Gerhard Seib

BOPPARD. Wunder gibt es immer wieder – sogar im Bopparder Rat: Dort schaffte das Kommunalparlament in einer für die Stadt höchst wichtigen Entscheidung ohne größere Klimmzüge Einstimmigkeit. Das Sanierungsgebiet “Innenstadt” wird ausgeweitet. Der Untersuchungsbericht zur vorbereitenden Untersuchung erhielt den politischen “Segen”.

Das hat Konsequenzen: Einbezogen ins Sanierungsgebiet wird – wenn Bezirksregierung Koblenz und die Landesregierung zustimmen – der Bereich Heerstraße bis Höhe Bahnhofsgebäude/Syré-Platz, ferner die Bahnhofstraße einschließlich westlich angrenzender Bebauung bis zum Rhein. Direkt – das heißt am 2. Januar ’99 – losgelegt werden soll mit dem Verlängern der Fußgängerzone bis zur Pützgasse und das Einbeziehen in die Fußgängerzone von Steinstraße, Balz und Obere Pützgasse. Verkehrsberuhigt ausgebaut wird die Oberstraße dann bis zur Einmündung Ordensritterstraße (über Einzelheiten hat unsere Zeitung jüngst ausführlich im Zusammenhang mit der Ortsbeiratssitzung berichtet. Red.). Beendet sein soll diese Maßnahme noch vor dem Rheinland-Pfalz-Tag im Juni.

Das Planungsbüro Heichel/Bonn stellte die Grundzüge der neuen Planungen dar, ebenso die mögliche Verkehrssituation: Fremdenverkehr müsse nicht zwingend in die City einfahren, sondern bereits am Rand abgefangen werden. Was nicht bedeute, daß auch die Anlieger den Citybereich zu meiden hätten. Der hintere Marktplatz – darauf verständigte man sich auf Antrag von Dr. Jürgen Mohr (CDU) – nimmt weiter ruhenden Verkehr auf. Das Parkhaus Marienberg ist zu knapp bemessen, um auch diese Park-Last zu tragen. Dringend angeraten wird, am Säuerling durch Gleis-Überbau zusätzlichen Parkraum zu schaffen.

Als wirtschaftliche “Durststrecke” sehen Planer und auch Rat die Heerstraße bis Bahnhof, wo sich baulich dringend etwas tun müsse, wie es die Bezirksregierung ja bereits vorgeschlagen hat.

Auch die historische Bausubstanz (römisch und mittelalterlich) gelte es anders zu präsentieren. Nicht angehen könne das Zuwuchern beispielsweise der Mittelalter-Stadtmauer.

Bürgermeister Dr. Walter Bersch bezeichnete die neue Sanierungslösung (in der auch die Kurfürstliche Burg eine herausragende Rolle spielen soll. Red.) als “einzigartigen Glücksfall” für die Stadt. Und mit Hinweis auf Befürchtungen im City-Umland, alles mögliche Geld werde in der Innenstadt verbraten: “Wenn jemand einen Vorteil hat, muß nicht zwangsläufig ein anderer Nachteile erleiden.”

CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Jürgen Mohr begrüßte die neuen Überlegungen nachdrücklich: “Der Plan trägt in beispielhafter Weise unserem Kulturerbe Rechnung.” Er riet, die Burg in der Priorität dabei “weit nach vorne zu schieben”. Auch SPD-Sprecher Scherer war zufrieden.

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 18.07.1998

Angesichts zahlreicher teurer Projekte hält Rat den Rückzug für geboten – Sozialverträglichkeit bei Eigentümerwechsel zugesichert

Notbremse: Stadt trennt sich von ihren Wohnungen

Baumängel und Sanierungsbedarf übersteigen Boppards

Von ihrem Immobilienbesitz an Wohnhäusern trennen will sich die Stadt Boppard. Sie scheut die Sanierungskosten und will Geld für andere Projekte erlösen.

BOPPARD. Als zunehmende Belastung empfindet die Stadt Boppard ihre städtischen Wohnhäuser. Angesichts nahezu leerer Kassen und dringendem Sanierungsbedarf bei den Immobilien beschloß der Rat den Ausstieg.

Neben Wohnungen in ehemaligen Schulgebäuden oder Feuerwehrhäusern besitzt die Stadt Boppard drei Einfamilien- und vier Mehrfamilienhäuser (außer Mühltal 77) mit insgesamt 45 Wohnungen, die zwischen 1948 und 1965 errichtet worden sind: zwei Einfamilienhäuser am Eisenberg, ein Forsthaus, zwei Blocks in der Buchenauer Straße (à zwölf Wohnungen), ein Block in der Gedeohnstraße/Humperdinckstraße (zwölf Wohneinheiten) und ein Sechs-Familien-Haus ebenfalls in der Humperdinckstraße.

Bei der von einem Bankinstitut vorgenommenen Wertermittlung wurden erhebliche Baumängel festgestellt, die sich danach auf etwa 830 000 Mark summieren dürften. Außerdem – so verlautet aus dem Rathaus – seien in den nächsten Jahren Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen an den Gebäuden in noch nicht bekannter Höhe erforderlich.

Angesichts dieser Umstände will die Stadt die Notbremse ziehen. Den Mietern sollen die Objekte als Eigentumswohnungen zum Kauf angeboten werden. Gedacht ist aber auch daran, gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften für die Häuser zu interessieren.

Mit den Verkaufserlösen hofft die Stadt angesichts anstehender Projekte wie Stadion-Sanierung, Sanierung Frei- und Hallenbad, Erweiterung City-Feuerwehrhaus, Restaurierung Kurfürstliche Burg ihre Verschuldung mindern zu können. Bürgermeister Dr. Walter Bersch gegenüber unserer Zeitung auf Anfrage: “Alles soll ohne sozialen Schaden abgehen.” (eb)

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 02.09.1998

Bopparder Bürgermeister bittet Senioren zum Ausflug

BOPPARD. In Zusammenarbeit mit den Ortsvorstehern lädt Bürgermeister Dr. Walter Bersch alle Senioren ab dem 65. Lebensjahr und deren Lebenspartner aus den Ortsbezirken Buchholz, Herschwiesen, Oppenhausen und Udenhausen für Freitag, 4. September zu einem Ausflug ein. Am Freitag, 11. September sind die Senioren aus Hirzenach, Holzfeld, Rheinbay und Weiler eingeladen. Die Busse, die die Teilnehmer nach Boppard bringen, fahren jeweils um 13.40 Uhr an den bekannten Haltestellen der Ortsbezirke ab nach Boppard, wo das Motorschiff “Rheinfels” zu einer vierstündigen Fahrt durch das Tal der Loreley startet. Im Anschluß findet ein Empfang im Kreuzgang des Karmelitergebäudes statt, bei dem ein kleines kulturelles Unterhaltungsprogramm für Kurzweil und ein Imbiß für das leibliche Wohl sorgen wird. Bürgermeister Dr. Walter Bersch will auch für die Ortsbezirke Boppard und Bad Salzig entsprechende Angebote schaffen.

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 18.11.1998

Bevölkerung besser vor gefährlichen Tankern schützen

Feuerwehr und Kommunalpolitiker aus Bad Salzig fordern Konsequenzen aus Havarie vom 25. Oktober – Bürgermeister will Bonn und Mainz einschalten Die Kollision zweier Tanker auf dem Rhein vor Bad Salzig am 25. Oktober hätte böse enden können, wie neueste Analysen bestätigen. Feuerwehr und Kommunalpolitiker aus Bad Salzig fordern daher Konsequenzen: Gefahrguttransporte sollen nicht mehr in der Nähe der Wohnbebauung ankern dürfen. Und die Wehr hält ein explosionsgeschütztes Mehrzweckboot für dringend erforderlich.

Von Wolfgang Wendling

BOPPARD-BAD SALZIG. Was wäre geschehen, wenn 1700 Tonnen Superbenzin und 2000 Tonnen Flugbenzin explodiert wären? Dann hätte sich eine im Umkreis von zwei Kilometern spürbare Druckwelle gebildet, gefolgt von einer Stichflamme mit einem Wirkradius von 200 Metern – für die am Rhein lebenden Bürger der Bad Salziger Nordstadt ein schlimmes Szenario.

Die Landesfeuerwehrschule in Koblenz hatte auf Veranlassung des Löschzuges Bad Salzig die Daten des Unfalles hochgerechnet. Den Kurstädtern wird heute noch angst und bange, wenn sie nur daran denken, was alles hätte passieren können. Denn einer der beiden mit Benzin beladenen Tankern lag unmittelbar vor den Häusern in der Marienstraße/Burgenblick vor Anker, bevor er beim Einfädeln in den Schiffsverkehr ein zweites Tankschiff rammte. So spricht Stadtratsmitglied Jürgen Schneider – er wohnt selbst in der Gefahrenzone – allen Betroffenen aus dem Herzen, wenn er in seinem Schreiben an Bürgermeister Dr. Walter Bersch fordert, “daß die Reede Bad Salzig für Gefahrtransporte in einen Bereich außerhalb der Wohnbebauung verlegt wird”.

Benzin transportierende Tanker dürfen tatsächlich innerhalb des Wohnbereiches anlegen. Derart beladene Schiffe gelten lediglich als “feuergefährlich” – Kennzeichen: ein blauer Kegel. Ihr Platz an der Reede ist auf den 800 Metern zwischen Stromkilometer 566,2 und 567,0 ausgewiesen. Allein die mit zwei (“sehr feuergefährlich”) und drei blauen Kegeln (“explosionsgefährlich”) gekennzeichneten Schiffe werden außerhalb des Wohnbereiches verwiesen. Für sie ist die Reede von Stromkilometer 567,1 bis 567,6 reserviert.

Der Löschzug Bad Salzig fordert als Konsequenz aus der Beinahe-Katastrophe von der Stadt Boppard die Anschaffung eines explosionsgeschützten Mehrzweckbootes. Denn bei der Havarie hatte sich gezeigt, daß die Wehren mit ihren normalen Booten nichts ausrichten konnten. Wegen der erheblichen Explosionsgefahr durften sie sich noch nicht einmal dem Gefahrenpunkt nähern.

Bürgermeister Dr. Walter Bersch nimmt, wie er auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, die Sorgen der Bevölkerung von Bad Salzig sehr ernst und will sich für verbesserte Schutzmaßnahmen auf dem Rhein starkmachen.

Zugleich machte er deutlich, daß die Stadt Boppard bei Fragen des Brand- und Katastrophenschutzes auf der Bundeswasserstraße Rhein nichts ausrichten kann. Er will daher die Innenminister von Bund und Land einschalten.

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 23.12.1998

Etat ’99: Boppard setzt ganz auf die eigene Kraft

Keine Kreditaufnahme für Investitionen vorgesehen – Stadtrat mit vorgelegtem Zahlenwerk rundum zufrieden – Zustimmung von allen Seiten

Einen ausgeglichenen Etat legte die Stadtverwaltung dem Bopparder Rat vor, der dies mit einmütiger Zustimmung goutierte.

BOPPARD. Friede und Freude zuerst, später dann “Eierkuchen”. So etwa gestalteten sich Haushaltsberatung ’99 im Stadtrat und anschließendes gemütliches Beisammensein der Akteure in der “Rheinvilla”. Kurz vorm großen Fest kamen im Bopparder Kommunalparlament keine scharfen Töne auf. Und auch das Abstimmungsergebnis über das Zahlenwerk fürs neue Jahr offenbarte die allgemeine Stimmungslage: Die Verwaltung hat ein – wie durchgängig festgestellt wurde – ordentliches Paket vorgelegt, das auch – da ausgeglichen im Verwaltungs- und Vermögensteil – die Billigung der Kreisverwaltung finden dürfte.

Auf rund 36,7 Millionen Mark beläuft sich der Verwaltungshaushalt, der nur mühsam und unter Zuhilfenahme der Allgemeinen Rücklage und einer Zuführung aus dem Vermögenshaushalt ausgeglichen werden konnte. Mindereinnahmen bei den Schlüsselzuweisungen und der Gewerbesteuer und Mehrausgaben bei der Kreisumlage in Höhe von 1,2 Millionen (die Stadt Boppard überweist 1999 an den Kreis zwecks Ausschüttung an die Gemeinden zwischen Rhein und Hochwald allein 6,720 Millionen Mark) hatten zu dem Loch im Verwaltungsetat geführt.

Der Vermögenshaushalt, der Aufschluß gibt über die Investitionsvorhaben in der Stadt, beläuft sich ’99 auf rund 15 Millionen Mark. Eine Kreditaufnahme zur Finanzierung ist nicht vorgesehen. Die Steuersätze blieben unverändert. Lediglich bei der Schmutzwassergebühr (5,70 Mark/Kubikmeter) ist eine relativ geringe Anhebung vorgesehen.

Die gewichtigsten Investitionen entfallen auf: Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses Boppard, Ausbau der Burg, Sanierung von Hallen-, Freibad und Schulen, Ausbau von Straßen im Sanierungsgebiet, Erschließung von Buchenau I, Erschließung “In den Herrenstücken” bzw. “Ermeserhahn-Forstdreischen”, Erneuerung der Rheinufermauer, Errichtung von Wartehallen, Bauhof-Neubau Bad Salzig, Gemeinschaftsladen Oppenhausen.

SPD-Fraktionsmitglied Norbert Neuser kritisierte die (noch) Nichtinangriffnahme der Stadion-Sanierung. Es scheint aber Konsens darüber zu herrschen, dieses Manko mit einem ersten Teilbetrag über den Nachtragshaushalt “geradezuziehen”, wie sich Bürgermeister Dr. Walter Bersch ausdrückte.

BG-Mann Heinz Klinkhammer bemängelte die aus seiner Sicht gegebene Unausgewogenheit bei Investitionen. Die Dörfer – so sein Fazit – kommen gegenüber der City zu kurz. Und woran liegt’s? Des Bad Salzigers Erkenntnis: Die “großen Fraktionen werden von Boppardern geführt.” Am Ende stimmte er dem Haushalt aber zu.

CDU-Vormann Dr. Jürgen Mohr ist nach eigenem Bekunden gespannt, wie der “große Kraftakt” Investitionsplan durchgezogen wird. Als Schwachstelle im Etat sieht er die Einnahmenseite, bei der er diverse Unbekannte ausgemacht hat. Von 11,5 Millionen seien allein fünf durch Veräußerungen eingeplant, räumte aber ein, mit dem Verkauf der städtischen Häuser schon mal auf gutem Weg zu sein. Mohr warnte davor, mit bestimmten Maßnahmen zu beginnen (ÖPNV-Knoten Buchholz, Dörfläden), wenn Förderzusagen nicht verbindlich vorlägen. Einen Investitionsschub in der City sieht er durch den Rheinland-Pfalz-Tag im Juni ’99 gegeben.

Gerd Galeazzi (SPD-Fraktionschef) nannte das Zahlenwerk einen “erfreulichen Etatentwurf”, der ohne neuen Schulden zu finanzieren sei. Im investiven Teil konzentriere man sich auf wenige große Vorhaben, wobei aufzupassen sei, alles “auf die Reihe” zu bekommen. Den Landes-Tag in Boppard und seine Auswirkungen bewertet Galeazzi als “warmen Regen für die Stadt”.

FDP-Mann Heinz Krautkrämer lobte die “größer gewordene Transparenz” im Etat und empfahl dringend, bei sich bietender Gelegenheit die “Überschuldung” der Kanalwerke zurückzuführen. Einnahmeverbesserungen im Stadtsäckel kann er sich durch erhöhtes Knöllchen-Aufkommen denken.

Die Grünen-Fraktion “glänzte” übrigens an diesem Abend komplett durch Abwesenheit (Urlaub?). (gs)

 

 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 24.12.1998

Markt für Buchenau – Handel in “Hellerwald”

Bürgermeister Bersch: Verträge mit Investorengruppe unterzeichnet – Grundstücke veräußert

BOPPARD. Befürchtungen, “Hellerwald” oder auch Buchenau würden – was Betriebe-Ansiedlungen anbelangt – auf “Nulldiät” gesetzt, scheinen nicht angebracht. Dr. Walter Bersch hat jetzt als Bürgermeister der Stadt Boppard bzw. als Vorsitzender des Zweckverbandes “Hellerwald II” in Dinslaken Verträge unterzeichnet, die ihn gewissermaßen in vorweihnachtliche Euphorie versetzten.

Damit dürfte sicher sein, daß das Projekt “Verbrauchermarkt Buchenau” – lange erörtert, nie realisiert – auf die Reihe kommt, und daß der Gewerbe- und Industriepark “Hellerwald II” entscheidende Impulse erhält.

Unterzeichnet wurden am Niederrhein mit der Investorengruppe “Gemini-Area” (Hennef) Verträge, die beträchtliche Auswirkungen für Boppard und die interkommunale Zusammenarbeit der Stadt mit Kratzenburg und der Verbandsgemeinde Emmelshausen haben.

Ursprünglich ging man im Stadtrat Boppard davon aus, daß ein 5000-Quadratmeter-Grundstück unterhalb des Stadions Buchenau ausreichte, um einen Verbrauchermarkt anzusiedeln. Die neuen Erkenntnisse des Bürgermeisters gehen weiter: Veräußert wurden jetzt 8080 Quadratmeter, wofür gut eine Dreiviertel-Million in den Stadtsäckel fließt. Die Hennefer Gruppe baut mit der Zielrichtung, einen Vollsortimenter in Buchenau ansiedeln zu können. Das Unternehmen blickt auf 25jährige Erfahrung zurück und hat für die Großen der Lebensmittelbranche in ganz Deutschland entsprechende Märkte hochgezogen.

Der Grundstückserwerber verpflichtet sich, spätestens zehn Wochen nach Vertragsunterzeichnung eine Bauvoranfrage und weitere zehn Wochen nach positivem Bescheid den Bauantrag einzureichen. Innerhalb weiterer neun Monate danach soll der Markt gebaut sein.

Stichwort “Hellerwald II”: Über Monate sorgte das auf Kratzenburger Gemarkung gelegene “Sondergebiet” (SO) für Aufregung unter den Verfahrensbeteiligten, für zeitweisen Stillstand, und manch einer sah das ganze Projekt bereits als gestorben an. Doch nun sind die 60 000 Quadratmeter Gelände weg und dazu noch 3000 Quadratmeter, auf denen eine große Fast-Food-Kette einen Imbiß-Betrieb einzurichten gedenkt (alles vorbehaltlich der Zustimmung durch die Verfahrensbeteiligten, darunter auch die Gemeinde Emmelshausen). Der Erlös: ein mehrfacher Millionen-Betrag – so Verbandsvorsteher Walter Bersch gegenüber unserer Zeitung.

Entstehen sollen auf dem SO-Gelände großflächige Handelsbetriebe mit nicht innenstadt-relevantem Sortiment. Bis spätestens drei Monate nach Ostern ’99 müssen die Bauanträge dafür vorliegen. Nach der Baugenehmigung soll das Vorhaben innerhalb von 16 Monaten gebrauchsfertig erstellt sein.

Verbandsvorsitzender Bersch rechnet damit, daß diese Investitionen im “Hellerwald II” eine Sogwirkung auch auf andere potentielle Investoren haben und die restlichen 160 000 Quadratmeter Grundstücksfläche sich dann gut “an den Mann” bringen lassen. “Hellerwald II” und Buchenau insgesamt bewertend, betont Bürgermeister Walter Bersch: “Ich bin rundum zufrieden und sehr zuversichtlich, daß nun Bewegung in die Sache kommt.” Gerhard Seib

 

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